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Archivmeldung: 2011-12-12 Römergräber

Archivmeldung: 2011-12-12 Römergräber

1700 Jahre alte Römergräber bei Badner Bahn Station entdeckt

Im Zuge von Grabarbeiten im Zusammenhang mit dem Projekt Rathaus.Viertel. stießen Bauarbeiter auf einen österreichweit einzigartigen Fund aus der Römerzeit.

Direkt neben den Gleisen der Bahn und nur einen Meter unter der Oberfläche fand man zwei Grabstätten mit Skelettresten.
Nachdem das Bundeskriminalamt die Knochenreste sichergestellt hatte, wurden die abgesperrten Grabfunde von Experten begutachtet.
Dabei stellte sich heraus, dass es sich um ein rare “Steinschachtgräber” aus der Römerzeit handelte.

Grabbeigaben und besondere Bemalung

Die Verzierungen der aus Sandstein gearbeiteten Grabinnenseiten bestehen aus Girlanden und floralen Motiven, vorwiegend in roter Farbe mit etwas Gelb. Zusätzlich fällt der Boden des einen Grabes durch seine leuchtend rote Farbe auf, hergestellt aus Estrich mit Ziegelmehl.
Erhalten ist auch eine Grabbeigabe in Form einer Tonschale mit Essensresten. Es gab aller Wahrscheinlichkeit nach ursprünglich weitere kostbarere Beigaben, die aber nicht mehr vorhanden sind. Wahrscheinlich wurden die Gräber zu unbestimmter Zeit in der Vergangenheit geöffnet und Gegenstände sowie Skelettteile entwendet.


Dr. Martin Krenn vom Bundesdenkmalamt datiert die Gräber auf das dritte Jahrhundert nach Christus und zeigte sich
beeindruckt: “Ein einmaliger Fund – das bisher einzige Steinkistengrab mit Bemalungen in Österreich!”


Die Vermutung liegt nahe, dass die beiden begrabenen Personen in Verbindung zueinander standen, da die beiden Steinbehältnisse aneinandergebaut sind und nur eine Zwischenwand existiert. Eines der beiden Gräber scheint jedoch etwas älter zu sein, es ist auch kleiner als das zweite.
Ob es sich um Mann und Frau handelt, wird sich erst im Laufe der folgenden sehr spannenden Untersuchungen zeigen.

Gräberareal und kontinuierliche Besiedlung

In Guntramsdorf sind historische Grabstätten entlang der Hauptstraße bekannt, somit lässt sich annehmen, dass es sich um ein Gräberareal handeln könnte,  das auch die beiden neu gefundenen Steinplattengräber umfasst. Reste einer römischen Besiedlung sind belegt und in der Kirchengasse wurden auch keltische Gräber gefunden, alles zusammen deutet auf eine sehr lange und kontinuierliche Besiedlung der Gegend hin.


Zum Thema
Vom 1. bis ins 4. Jahrhundert war das Gebiet (Bezirk Mödling) Teil der römischen Provinz Pannonia.
Zuvor haben sich die die Kelten im Mödlinger Raum nieder gelassen, bis zur Eroberung des Gebietes durch die Römer, wenige Jahre vor Christi Geburt. Aus dieser Zeit sind nicht allzu viele Funde bekannt. Einige von ihnen sind jedoch im Heimatmuseum, Ernst Wurth aufbewahrt. Darunter auch trepanierte, d. h. aufgebohrte Schädel.


Aus der NÖ Chronik:
 
~450 v. Chr. bis ~250 v. Chr.:
Bestattungsplätze im Wiener Raum (Leopoldau, Guntramsdorf) und in Mannersdorf (frühe Latènezeit/jüngere Eisenzeit).
 
~450 v. Chr. bis ~250 v. Chr.:
Schädeltrepanationen im Bestattungsplatz Guntramsdorf (frühe Latènezeit/jüngere Eisenzeit).


Rückfragehinweise auch an: Dr. Angelika König, Aktiengesellschaft der Wiener Lokalbahnen
angelika.koenig@wlb.at